Brückeneinweihung: Julius Leber nicht zu leicht nehmen
Die Breisacher Rheinbrücke heißt nun nach Julius Leber. Das Namensschild „Pont Julius Leber“ wurde am 18. Mai auf französischer Seite eingeweiht, während auf deutscher Seite das Schild „Julius Leber Brücke“ enthüllt wurde. Im Vorlauf traf sich das Publikum auf der Rheininsel, in der Kultureinrichtung Art Rhena. Dort wurde das Publikum von einer Vertreterin der Gedenk- und Bildungsstätte „Blaues Haus“ in Breisach an die kürzlich mit 103 Jahren verstorbene jüdische Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erinnert, deren Botschaft gelautet habe: „seid Menschen“. Dann führten Schüler Tänze auf, die dafür stehen dürften, dass das Leben – möglichst menschlich – weitergehen möge. Dann erfolgte die Eröffnung des Namensschildes an frischer Luft, ehe die geladenen Gäste wieder in das Art Rhena zogen und diversen Ansprachen folgten.
Ordentlich begrüßt wurde von einem der französischsprachigen Redner die Breisacher Bundestagsabgeodnete (und Gemeinderätin) von Breisach, Martina Kempf (AfD). Bürgermeister Oliver Rein (CDU) erinnerte in seiner folgenden Ansprache daran, dass die französische Seite auch schnell bei dem Namen Julius Leber für die Brücke Nägel mit Köpfe machen wollte. Der Gemeinderat Breisach war auch willig, auf den von elsässischer Seite ausgehenden Vorschlag einzugehen, wir beiden AfD-Gemeinderäte Kempf auch, wie sich ergänzen ließe. Das muß etwa zwei Jahre her sein. Blockiert wurde das Vorhaben in Berlin vom Bundesverkehrsministerium der Ampelregierung. Was haben die gegen Julius Leber? Nichts, aber raumspezifische Namen wären doch besser. Mit dem Ende der Ampel kam von dem zwischenzeitlich aus der FDP ausgetretenen Verkehrsminister Volker Wissing dann doch eine Zustimmung. Das ist kein Ruhmesblatt für diese Koalition, eine solche Hängepartie mit Julius Leber. „Wir hätten die Brücke auch trotzdem nach Julius Leber benannt“, wenn man schon an einen Widerstandskämpfer erinnert, so Rein. Rein hat damit den Mut eines Mannes als vorbildlich hervorgehoben, der sein Leben gab und den es zu würdigen gilt. Daraus spricht Respekt. Von französischer Seite wurde Julius Leber ebenfalls als Person mit „Courage“ gewürdigt.
Von Regierungspräsident Carsten Gabbert (Bündnis 90/Die Grüne) wurde Leber als „Antifaschist“ gewürdigt und die Arbeit des heutigen deutschen Inlandsgeheimdienstes Verfassungsschutz zustimmend herbeizitiert und gegen die AfD in Stellung gebracht. Wenn ein politischer Beamter, dessen Partei zu den Wahlverlierern zählt, am liebsten zum Vorbot einer konkurrierenden Partei greifen will, dann wäre auch daran zu erinnern, dass Julius Lebers SPD 1933 verboten wurde. Das war das Ende der Demokratie. Auch unter „antifiaschistischen“ Vorzeichen wurden auf deutschem Boden schon Parteien verboten, in der DDR, der man die Selbstbezeichnung demokratisch nicht wird durchgehen lassen, nicht im Sinne einer freiheitlichen Demokratie. Der Ort für Debatten war das Art Rhena an diesem Tag nicht, hier wurde das Rednerpult genutzt, um von oben herab auszuteilen. Schade, mag man solcher Kleingeisterei zurufen.
Zurück von den Überlagerungswünschen eines politischen Beamten gegenüber der Opposition, hin zu Julius Leber. Leber ist, wie von Rein u.a. richtig angezeigt, mit seinem Mut vorbildlich, nicht erst seit diesem Tage. Schon 2019 hatte ich anlässlich meiner Wahl in den Gemeinderat von Breisach, auf BZ-Anfrage, Julius Leber als Vorbild angeführt. Dies nach eingehender Beschäftigung mit diesem Namen, was für einen ehemaligen Schüler der Julius Leber-Schule in Breisach vielleicht auch naheliegt. Dieser Namenspatron ist nicht nur für eine Breisacher Schule, sondern auch für diese verbindende Rheinbrücke eine hervorragende Wahl, der es sich würdig zu erweisen gilt. (VK, Mai 2025)